Die Sonne verfolgt mich


"They can turn off my fellings like they turning out the light"

Leichte Paranoia mit einer stressbedingten Depression und Neuralenschüben.
Das ist doch mal eine Diagnose. Sie klingt beeindruckend, ist nicht zu kurz, nicht zu lang sondern genau richtig um sie für ein unterhaltsames Partygespräch zu nutzen. Gradezu prädestiniert dafür Mitleid hervorzurufen, oder vielleicht sogar Anteilnahme.
Ich trage diese Diagnose wie einen kleinen Orden aus Quarz oder Bernstein an meiner Brust der verführerisch funkelt und andere gradezu darum anbettelt gefragt zu werden wofür er steht.

Mir fehlen gelegentlich Worte in meinem Ausdruck oder die Satzstellung verändert sich, auch eine folge der Depression sagte man mir, so wird ein Gespräch mit mir zu einer Art Scrabble für Verrückte oder Sudoku mit Satzteilen. Es ist also ein riesenspaß mit mir zureden, und das wo mich reden mehr als alles andere ausgemacht hat. Ich muss mich enorm konzentrieren um alle Worte richtig zuordnen und dennoch stocke ich gelegentlich an einem Wort.

Aber diese Diagnose wäre nicht komplett ohne das MB Spiel des Jahres. Stütz den Tim. Im Prinzip geht es in diesem Spiel darum den unwilligen und sturen Tim (Plastikteile vor Kleinkindern verstecken da verschluckbar) vor dem zusammenklappen zuhindern. Die Schwierigkeit in diesem Spiel besteht darin das der sture Tim dich immer wieder davon abhält ihn festzuhalten und zu stützen weil er nunmal stur ist. Ein Riesenspaß für die ganze Familie besonders wo doch jetzt Weinnachten vor der Tür steht.

"Haben sie das Gefühl das anderen Menschen, z.B auf der Strasse über sie reden?"
"Ja"
"Haben sie das Gefühl beobachtet zu werden?"
"Manchmal"
"Haben sie manchmal das Gefühl das jemand ihnen etwas böses will?"
"Manchmal"
"Haben sie oft Angst?"
"Ja"
"Jetzt grade?"
"Ja"

Ich werde also in absehbarer Zeit glücklicher und zubeglückwünschender Gast in einer Tagesklinik für psychische Leiden sein, die nicht nur Weltruhm geniesst sondern auch ausgezeichnetes Essen bietet. Unter Tausend Bewerbern haben wir sie ausgewählt Herr BoB an dieser einmaligen Erfahrung teilzunehmen, denken sie dran : Sie sind nicht Verrückt,sie sind etwas ganz ganz besonderes.

Genaugenommen verstört mich eine solche Diagnose nicht, sie war absehbar.
Ich hab eine wundervolle Verlobte und die beste Freundin der Welt.
Ich werde also das alles überstehen, nicht mehr alleine, ich bin es leid mich zu isolieren durch mein Verhalten. Wenigstens ist es kein Tumor, das ist doch auch etwas.

Und ausserdem kann ich meiner bewegten Lebensvita nun auch noch ein Kapitel über Irrsinn anhängen, beinahe ein bisschen beneidenswert. "BoB ,Honey erzähl uns nochmal wie du damals dem Wärter das Ohr abgebissen hast" kichert das blonde Playboybunny verliebt in mein Ohr während mir eine Spritze Thovoxax in die Venen gespritzt wird.

Im Grunde ist es doch der fatalistische Teil meiner Persönlichkeit der mich so interessant macht, dieses tänzeln am Rande welches sich in meinen feuchten Augen spiegelt. Ich bin nur ein wenig aus dem Gleichgewicht gekommen, Kein Grund zur Unruhe.

"Wollen sie eine Stationäre Einweisung?"
"Nein."

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